Mittlerweile gibt es kaum noch eine neue Laufuhr und Sportuhr am Markt, die nicht über eine optische Herzfrequenzmessung direkt über das Armband an der Uhr verfügt.
Damit hat der klassische Brustgurt ausgedient. Doch Vorsicht: So komfortabel das Feature auch sein mag, so fehlerhaft sind die Daten, die daraus ermittelt werden. Denn was vielen Läufern ohnehin schon subjektiv aufgefallen ist, konnte nun auch eine Studie bestätigen: Die optische Herzfrequenzmessung über das Handgelenk ist deutlich ungenauer als die mittels Brustgurt.
Für das Lauftraining nicht zu empfehlen
Nach aktuellem Stand ist die optische Herzfrequenzmessung daher auf keinen Fall für die Trainingssteuerung zu empfehlen. Das bestätigten auch die Forscher an der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio, die eine genaue Messung vornahmen. An der Untersuchung nahmen 50 Probanden teil.
EKG-Vergleich mit Brustgurt und optischer Messung
Der Ablauf der Studie: Gelaufen wurde auf einem Laufband mit stetig steigender Geschwindigkeit von 9:22 Minuten pro Kilometer bis 4:08 Minuten pro Kilometer. Das Tempo wurde nach zwei Minuten immer erhöht. Gemessen wurde die Herzfrequenz mittels Elektrokardiographen (EKG), mittels Brustgurt (Polar H7) und mittels optischer Herzfrequenzmessung (zwei Modelle pro Lauf und Läufer). Das heißt, pro Proband gab es bei einem Lauf vier Ergebnisse der Herzfrequenz. Die zuverlässigste Methode ist natürlich die mittels EKG. Diese Werte wurden mit denen der Daten aus Brustgurt und optischer Messung verglichen. Für die optische Pulsmessung wurden Modelle vier verschiedener Hersteller genommen.
Je höher die Intensität, desto ungenauer das Ergebnis
Beim Brustgurt gab es keine signifikanten Abweichungen zum EKG-Ergebnis. Das heißt, der Brustgurt ist ein sinnvolles und zuverlässiges Instrument zur Trainingssteuerung. Ganz anders das Ergebnis bei der optischen Herzfrequenzmessung über das Handgelenk. Kein einziges Modell erreichte ähnlich zuverlässige Werte, wie die beim Brustgurt. Auffallend war dabei, dass bei höherem Tempo die Genauigkeit noch einmal zusätzlich nachlässt. Nur bei Inaktivität und sehr niedriger Intensität waren die Abweichungen zum EKG nicht signifikant.
Zusammengefasst: Nach derzeitigem Stand ist die Herzfrequenzmessung über das Handgelenk ein genialer Marketing-Gag, mehr aber nicht. Denn diese Technik ist noch lange nicht so weit, dass diese Methode zur Trainingssteuerung genommen werden sollte.
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Kommentare
Bei Intervallen und bei hohen Intensitäten kann man ja ruhig einen Gurt umbinden.
Habe mir mal testweise mit dem H7 den Puls auf dem Handy zeigen lassen und parallel dazu M430 mit Messung am Handgelenk sowie Messung mit dem OH1 anzeigen lassen: Die Optik hängt vielleicht eine Sekunde hinterher und es gibt vielleicht 1-2 Schläge Unterschied. Kein Drama, absolut okay für mich.
So hatte ich die Uhr beim letzten Belastungs-EKG um und die Werte stimmten bis auf wenige Schläge mit der ärztlichen Messung überein. Bei Veränderungen war die Uhr etwas langsamer, aber auch das war in einem für mich Freizeitsportler absolut vertretbaren Rahmen.
Es wurden Modelle mehrerer Hersteller getestet:
- Apple Watch 3,
- Fitbit Ionic,
- Garmin Vivosmart HR,
- TomTom Spark 3
Bei all diesen Modellen waren die Abweichungen der optischen Herzfrequenzmessung deutlich höher als gegenüber der Messung mit Brustgurt. Am Besten schnitt die optische Messung beim Apple-Modell ab.